REGIE: Hans Steinbichler
DARSTELLER: Juliane Köhler, Hannelore Elsner, Karoline Herfurth, Niklas Kohrt, David Kross, Rüdiger Vogler, Matthias Brandt, Fritzi Haberlandt u.a.
KAMERA: Bella Halben
PRODUKTION: Uli Aselman - die film gmbh / Sam Film
UNTER BETEILIGUNG VON: WDR, ARD Degeto, BR und Arte
VERLEIH: NFP marketing & distribution
Fotos mit freundlicher Genehmigung von
die film gmbH
Welch zerstörerischen Einfluss das Verbergen von Wahrheiten auf das Seelenleben des einzelnen und das komplizierte System Familie haben, versucht das bewegendes Familienmelodram nachzuvollziehen. Aus Scham und Angst gehütete Familiengeheimnisse, so zeigt sein Drama schlüssig, sind oftmals Ursprung scheinbar unerklärlichen Verhaltens. Das Vertuschen und Zudecken raubt Energie.
Erst durch die fortschreitende Alzheimer-Erkrankung Marga Baumanis zerfällt nach und nach auch ein Gebäude aus Lügen und Schweigen. Die eigensinnige Frau, die zeitlebens kaum Gefühle für ihre Tochter Sofia zeigte, verliert im Alter jede Orientierung. Überwältigt von Schuldgefühlen aus der Vergangenheit schwindet ihr Bezug zur Realität. Getrieben von der tiefen Sehnsucht nach ihrem seit Jahren verstorbenen Mann Juris flieht sie aus dem Altersheim und landet in der Psychiatrie, fixiert und festgeschnallt. Für Tochter Sofia, die lange Zeit kaum Kontakt zu ihrer Mutter hatte, ein entsetzlicher Anblick.
Trotz ihres angespannten Verhältnisses holt die gestresste Fernsehjournalistin die verwirrte Frau zu sich nach Berlin. In ihrem Gepäck entdeckt sie alte Fotos, die sie noch nie sah. Bilder ihrer jungen Eltern aus der alten Heimat in Lettland, aus scheinbar glücklichen Zeiten, bevor die beiden während des Krieges nach Deutschland flohen. Darauf angesprochen reagiert Marga ungehalten. Doch Sofia beginnt zu ahnen, dass ein zerstörerisches Geheimnis ihre Mutter bedrückt. Um ihr zu helfen, beschließt sie mit ihr nach Riga zu fahren. Dort, am Geburtsort ihrer Mutter, so hofft sie insgeheim, wird auch sie mehr über sich erfahren und die Situation besser verstehen können. Ein Entschluss mit tiefgreifenden Folgen, der nicht nur Marga aus dem gefährlichen Lug- und-Trug-Gespinst erlöst.
Mit „Das Blaue vom Himmel“ bringt Regisseur Hans Steinbichler erneut ein tolles Ensemblestück ins Kino. Sein Film ist gewaltig in Bild und Emotionen – im Wortsinn umwerfend.
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Hannelore Elsner, Juliana Köhler, Karoline Herfurth – Steinbichler besetzte die Rollen mit drei sehr ausdrucksstarken, präsenten Schauspielerinnen unterschiedlichen Alters. Das könnte fast schon zuviel sein für einen Film. Es gelingt ihm, dass jede von ihnen zum Tragen kommt. Obwohl keine der Rollen besonders laut ist, entwickeln sie eine Wucht, die wie eine emotionale Druckwelle von der Leinwand ausgeht und den Zuschauer tief in den Kinosessel drückt. Obwohl Kamerafrau Bella Halben, mit der Steinbichler bis auf einen alle seine Filme drehte, der inhaltlichen Schwere des Films eine optische Leichtigkeit und Helle entgegensetzt. „Das Blaue vom Himmel“, das ist im Wortsinn umwerfendes Kino.